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Förderung erfolgt im Rahmen des Programmes Innovative Maßnahmen des EFRE Vorarlberg unter Inanspruchnahme von EU-Mitteln des Europäischen Fond für regionale Entwicklung


 

Open Source aus unterschiedlichen Blickwinkeln

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Open Source - das Schlagwort in der Geschäftswelt 2004 - im Sinne von Freier Software betrachtet und aus verschiedenen Perspektiven erläutert: Von der Entstehung, über die Wirtschaftlichkeit, die technische Seite, hin zum sozialen Potential und der Recht- / Lizenzsituation.

Entstehung von Open Source

Um die Wurzeln von Freier Software bzw. Open Source zu finden, muss man zurück in die Pionierjahre von Richard Stallman und der Gründung des GNU-Projekts (GNU ist ein rekursives Akronym - GNU is Not Unix). Stallman war am MIT Mitglied einer Software-Tauschgemeinschaft. Wer immer ein Programm von ihnen haben wollte, konnte es bekommen. Er meinte, diese Philosophie sei so alt, wie Köche die Rezepte austauschten. Als sich diese Gemeinschaft auflöste, beschloss Stallman ein Projekt zu starten das eine solche Gemeinschaft wieder ermöglichen konnte. Um beliebige Freie Software schreiben zu können, wollte er zuerst ein freies Betriebssystem haben um wirklich unabhängig zu sein. Der Umstieg auf das neue GNU-System sollte einfach, und das System selbst portabel sein. So erschien es ihm als das Beste, dass das System kompatibel zu Unix sein sollte. Das GNU-Team begann also Standard-Programme (versch. Konsole-Programme, Compiler, Texteditoren, usw.) die jedes Betriebssystem braucht, zu schreiben bzw. auf bestehende freie Software zurückzugreifen wie z.B. den X-Server der auch jetzt noch die Basis für die graphische Oberfläche unter Linux und BSD darstellt. So sammelten sich viele nützliche Programme an, die man unter dem Begriff GNU-Tools kennt. Weil Linux auch UNIX kompatibel ist, kamen die Tools dort zum Einsatz und gaben dem System-Kern des Finnen Linus Torvalds Auftrieb. Die GNU-Gemeinschaft legt viel Wert darauf, dass man immer von "GNU/Linux" spricht, weil mit Linux selbst "nur" der Kern des Betriebssystems gemeint ist und erst in Kombination mit den GNU-Tools zu einem brauchbaren Betriebssystem wird. Dieses Erfolgs-Duo hat OS bekannt gemacht, nicht zu vergessen der Apache-Webserver, der Mozilla-Browser (Netscape), OpenOffice uvm. .
"Freie Software" oder "Open Source?" Die GNU-Gemeinschaft sagt - Freie Software wird als eine soziale Haltung verstanden. Open Source (offener Quellcode eines Programms) hingegen lediglich ein technischer Nutzen. Es seien also zwei komplett verschiedene Ausrichtungen. Da sich der Begriff „Open Source“ in der Wirtschaft sehr etabliert hat verwenden ihn viele Leute und auch die OSIV gleichbedeutend mit „Freie Software“.


Open Source in der Wirtschaft

Es liegt in der Natur der meisten Unternehmen so profitabel wie möglich zu arbeiten und weniger einer Ideologie zu folgen. Die Frage ist also, was bringt OS einem Unternehmen aus finanzieller Sicht? Den Vorteil den die meisten als erstes erkennen, sind die wegfallenden Lizenzkosten. OS-Software kostet indirekt natürlich auch Geld, weil sich IT-Kräfte im Betrieb einarbeiten müssen und die Software auch gewartet werden muss. Zu diesem Thema gibt es einige Studien über die TCO (Total Cost of Ownership) eines Systems bzw. einer Software, welche Erhaltungskosten neben dem Kauf entstehen. Linux wird in einer Studie der Butler-Group „Server Operating Systems -- Winners and Losers in the Open/Proprietary OS Market“ als das neue Server-Betriebssystem gesehen. Es soll UNIX- und Microsoft-Systeme bis 2009 größtenteils ersetzen. Als Gründe dafür werden unter anderem die Lauffähigkeit auf verschiedenen Hardware-Plattformen, Sicherheit und die einfachere Wartbarkeit genannt.
Das noch unterschätzte Potential von OS ist die gemeinsame Entwicklung von Software. Selten hat ein Unternehmen ein Problem allein, so liegt es nahe, sich mit anderen zusammenzuschließen und gemeinsam eine Lösung zu entwickeln. Die OSIV möchte aus diesem Grund ein Entwicklernetzwerk aufbauen.


Technik

Auf der technischen Seite schätzt man an OS-Software die Transparenz die durch den verfügbaren Quellcode möglich ist. Die meisten OS-Projekte sind zudem gut dokumentiert. Diese Möglichkeit der Einsicht wird auch Whitebox genannt, im Gegensatz zu der Blackbox, bei der einem das innere verschlossen bleibt. Ein gutes Beispiel ist Linux, von dem viele Administratoren aus eigenen Erfahrungen bestätigen können, dass es einfacher zu administrieren ist als proprietäre Betriebssysteme, weil man bis an tiefliegende Stellen im System vordringen kann.
Wieso das Rad immer wieder neu erfinden? Wenn es einen guten Programmteil gibt, der einem ein Problem löst, kann der Entwickler es verwenden bzw. adaptieren. Das kann bei Neu- und Weiterentwicklungen Zeit sparen.
OS liefert auch schnelle Bugfixes (Fehlerbehebungen), weil durch die Mitarbeit vieler Entwickler eine schnelle Behebung möglich ist und vor allem bei Sicherheitslücken keine strategischen Entscheidungen des Herstellers die Veröffentlichung verzögern können.



Soziales Potential von Software

Wenn man sich die Liste der Länder anschaut, die OS in Regierungen und anderen öffentlichen Einrichtungen einsetzen, fällt einem Europäer sofort die hohe Anzahl an asiatischen Staaten auf: China, Japan, Südkorea, Vietnam, Malaysien, aber auch Israel und Brasilien. Meistens sind es ärmere Länder die sich viel Geld durch die wegfallenden Lizenzgebühren sparen. Da Software in diesen Einrichtungen auf sehr vielen Computern zum Einsatz kommt, stellen Lizenzgebühren oft eine zu hohe Einstiegsschwelle dar.
Keine Diskriminierung, ist auch ein wichtiges Motto von OS. Das bedeuted, keine Einschränkung auf bestimmte Einsatzgebiete, Branchen oder Hardware (z.B: Anzahl von Prozessoren).
Dem Ideal, Wissen soll frei sein, kann auch mit OS nachgekommen werden. Das von einer Firmenvereinigung gegründete Projekt EDUPlone, bietet eine freie Lernplattform an die auf dem freien Content-Management-System (CMS) Plone basiert.



Recht und Lizenzen

Um die Philosophie rechtlich von OS zu verankern, braucht es Lizenzen. Die erste OS-Lizenz, die GPL (GNU Public License) stammt vom GNU-Gründer Richard Stallman. Er sah die Notwendigkeit dazu, als er in den Anfängen des GNU-Projekts mehrere Anfragen bekam, unter welchen Bedingungen die GNU-Tools denn benützt und weitergegeben werden dürfen. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von OS-Lizenzen die folgende Eigenschaften teilen:

  • Jeder darf die Software benutzen und weiterverteilen
  • Der Quellcode muss verfügbar sein. Entweder im Internet, in der Software enthalten, oder auf Anfrage auf CD
  • Der Quellcode darf verändert werden, und in dieser veränderten Form weitergegeben werden
  • Keine Einschränkung des Einsatzgebiets

Vorallem von der GPL gibt es oft unterschiedliche Auslegungen, wie stark diese Lizenz meine eigene Software mit der GPL „infiziert“, wenn ich eine GPL-Software mit meiner Software benütze. Z.B. wenn mein Programm auf eine GPL-lizensierte Bibliothek zugreift, muss ich dann auch meine Software freigeben? Aus diesem Grund hat man die Library-GPL, jetzt Lesser-GPL(LGPL) erstellt, die dieses Lizenzproblem beheben sollte. Einige Leute begannen OS eher als offene Basis zu sehen und haben Lizenzen entwickelt, die eine Verwendung in proprietären Produkten erlauben, diesen Produkten also nicht ihre Lizenz aufzwingen. Darunter fallen alle BSD- Lizenzen, die Apache-Lizenz, die Mozilla-Lizenz und noch weitere. So wird FreeBSD als Basis für das aktuelle Apple-Betriebssystem OS-X verwendet, Apache mit der Oracle-Datenbank ausgeliefert und Mozilla als plattformunabhäniges Framework von eineigen Programmen verwendet.

Ein aktuelles Problem sind die Bemühungen von Softwaregiganten, Softwarepatente in Europa einzuführen. Solche Patente wären nicht nur für OS, sondern auch für alle klein- bis mittelgroßen IT-Betriebe ein Problem. Sie behindern die freie Entwicklung und trotzen dem natürlichen Umstand, dass man die gleiche Idee unabhängig voneinander haben kann. Hier das viel zitierte Beispiel: „Mozart hätte keine Sonaten schreiben können, wenn Haydn die Sonatenform patentiert hätte.“ Wo das Copyright lediglich vor dem einfachen Klau schützt, bindet ein Patent eine Idee an ein Unternehmen. Als sogenannte Trivial-Patente sind hier Fortschrittsbalken oder der Doppelklick zu nennen. Softwareentwicklung wird dadurch zum Alptraum. Weitere Informationen dazu auf der Website der Foundation for a Free Information Infrastructure (FFII).



Erstellt von: lr
Zuletzt verändert: 19.06.2004 19:07

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